NIR Signaturen bei Tag und Nacht – Vergleich mit unterschiedlichen Geräten

Nachtsichtgeräte sind im modernen Einsatz ein Standard geworden und machen Tarnung im nahen Infrarotbereich zu einem wichtigen Thema. Ob die Bekleidung unter Nachtsicht mit der Umgebung verschmilzt oder nicht ist in erster Linie vom Umfeld abhängig. Blattwerk und Gras reflektieren mit dem Chlorophyll das Infrarotlicht recht stark und wirken daher hell. Aber Dinge wie Rinde und Schattenwurf sorgen in den deutschen Wäldern für eine abwechslungsreiche Struktur, die ein NIR-Tarnmuster mit ordentlichem Kontrast verlangt. Bei einfarbigen Flächen spricht man zwar nicht von einem Tarnmuster, jedoch kann auch hier durch die unterschiedlichen Farben die Infrarotsignatur angepasst werden.

Nun kann man mit verschiedenen Hilfsmitteln schauen, wie die Ausrüstung und Bekleidung im NIR voraussichtlich aussehen wird. Am leichtesten ist das bei Tag, da man sich tagsüber einfach auch leichter in der Natur zurechtfindet. Nun habe ich schon oft die IR-Signatur bei Tag beurteilt und dann immer wieder mal bei Nacht erkannt, dass sich die Einschätzung vom Tag gut auf die Signatur bei Nacht übertragen lassen. Jedoch ist bekannt, dass die Wellenlängen des Lichts bei Tag und bei Nacht unterschiedlich gemischt sind (Quelle). Daher habe ich beschlossen in einem recht einfachen Versuch Aufnahmen bei Sonnenlicht und nachts mit verschiedenen Geräten zu machen und zu vergleichen. Hiermit möchte ich aufzuzeigen, wie sich die Signatur bei Tag auf die Tarnung bei Nacht übertragen lässt.

Reflektionswerte mit bloßem Auge nicht sichtbar

Für die einfache Darstellung habe ich dieses Layout entworfen – Links die Aufnahmen sind bei Tag in der Sonne entstanden und rechts die Nachtaufnahmen mitten in der Nacht bei bedecktem Himmel mit etwas Mondlicht sowie von den Wolken reflektiertes Streulicht aus entfernten Ortschaften. Diese Darstellung des Outfits in Steingrau-Oliv veranschaulicht recht gut, warum die Überprüfung der NIR-Signatur überhaupt ein Thema ist. Die Jacke ist eine Softshelljacke von Tasmanian Tiger, die Hose eine Striker X Gen 2 von UF Pro, das Shirt unter der Jacke ein Merinoshirt von Armadillo Merino, die Schuhe sind von Salomon und der Beanie ein Merino-Beanie von TACWRK. Es ist erkennbar, dass augenscheinlich gleiche Färbungen auch verschiedene Reflektionswerte geben. Wenn man Stoffe bedrucken oder färben lässt, kann man in der Regel definieren, welche Werte in welchen Wellenlämgen-Bereich erreicht werden sollen. Das Material spielt hierbei also an sich eine untergeordnete Rolle!

Die unterschiedlichen Kameras

Im Einsatz werden Nachtsichtgeräte genutzt, die eine Röhre haben, die vereinfacht gesagt das sichtbare Licht sowie das nahe Infrarot verstärkt und als sichtbares Licht ausgibt. Act in Black war so nett mir ein Nachtsichtgeräte zur Verfügung zu stellen, hinter das ich mit einem Adapter mein Smartphone montieren konnte. Tagsüber ermöglicht eine Daycap dank dem kleinen Loch auch Fotos bei Tag. Für Aufnahmen bei Nacht oder wenig Licht wird diese natürlich abgenommen. Ich habe Fotos mit dem verfügbaren Licht und zusätzlich mit IR-Beleichtung durch eine Surefire V1 Vampire gemacht.

Um das Infrarotspektrum „regulär“ zu fotografieren benötigt man eine Kamera mit einem Sensor, der auch mit Infrarot interagiert. Moderne Spiegelreflexkameras (DSLR) bzw. Digitale Kameras im allgemeinen haben in der Regel einen eingebauten Filter, der kein UV und kein Infrarot durchlässt. Wenn man diesen Filter entfernt, kommt aber auch Infrarot auf den Sensor. Mit einem Infrarotfilter vor dem Objektiv blockt man nun alles an sichtbarem Licht, dass man nur noch Licht ab 720 Nanometer durchlässt. Der Sensor ist jedoch zu unempfindlich, um bei Nacht viel zu sehen und selbst bei Tag muss man teils mehrere Sekunden belichten. Diese Methode zeichnet sich durch eine hohe Auflösung mit vielen Details aus. Mehr über die Infrarotfotografie haben ich hier geschrieben.

Zuletzt gibt es günstige digitale Nachtsichtgeräte, die oft zusätzlich einen starken IR-Strahler haben. Diese sind letztendlich eine digitale Kamera ohne den Sperrfilter. So kann man leicht auch bei Nacht Fotos und Videos machen. Taktisch wegen der Notwendigkeit der aktiven Beleuchtung jedoch unbrauchbar.

Synthetische Jacke in Oliv

Die Carinthia LIG 4.0 ist vom Hersteller nicht als NIR-Sicher gekennzeichnet und hat eine recht helle Signatur.

Smock in original Flecktarn

Hier ein Smock von Hexonia im original Flecktarn nach TL. Kaum gewaschen. Besonders die dunklen Flecken geben dem Tarnmuster eine deutliche Tiefe – selbst bei aktiver IR-Bestrahlung.

Multicam Original Jacke

Hier eine neue Jacke von Pitchfork Systems im original Multicam Tarnmuster. Noch nicht gewaschen. Hier lässt sich bei der aktiven IR-Beleuchtung erkennen, dass das Tarnmuster etwas an Kontrast verliert.

Feldbluse in Concamo Green

Ein Prototyp von GHOSTHOOD aus einem Uniformstoff in Concamo Green. Schon paar mal gewaschen. Auch hier lässt sich erkennen, dass das Tarmuster mit dem starken Kontrast dabei hilft sich in die unruhige Umgebung einzufügen.

Fazit

Nach zahlreichen Erfahrungen und nun durch die direkte Auswertung der Bilder lässt sich erkennen, dass sich auch tagsüber oder mit digitalen Geräten die NIR-Signatur von Bekleidung und Ausrüstung erkennen lässt. Feine Unterschiede im Mischungsverhältnis der Wellenlängen ergaben bei meinem Versuch keinen wesentlichen Unterschied. Im Labor gemessen lässt sich hier vermutlich eine deutlich feinere Abstufung erkennen, die in der Praxis aber zumindest aktuell keine große Relevanz hat.

You may also like