Packliste Mehrseillänge klettern im Sommer

Disclaimer und Einleitung

Was man zum klettern einer Mehrseillänge im Sommer bzw. bei warmer Witterung mitnimmt, ist natürlich nicht immer ganz identisch. Und je mehr Erfahrung man hat, desto intuitiver packt man seinen Rucksack für die Tour. Was man mitnimmt ist von vielen Faktoren abhängig und daher soll diese Liste hier nicht als vollständig und universell angesehen werden. Sie dient eher als Anhalt und Inspiration mit meiner persönlichen Einschätzung. Vor dem Packen sind noch andere Punkte der Tourenplanung wichtig! Aber ich möchte diesen Beitrag hier recht einfach und übersichtlich halten. Die direkt auf der Haut getragene Bekleidung liste ich hier nicht auf. Von den Gegenständen her unterscheide ich zwischen Dingen, die jeder einzelne mitführt und den Sachen, die man als Seilschaft benötigt. Wie man das aufteilt oder was man als Einzelner noch für sich am Gurt haben will, ist auch eine individuelle Sache. Meiner Meinung sollte man als Sichernder mindestens das Material am Gurt haben, dass man den Vorsteiger sicher sichern kann und wenn er stürzt und sich verletzt, dass man als Sichernder genügend Material für einen Notruf und eine Rettung/Erstversorgung hat. Hierbei gilt es auch zu beachten, dass Ausrüstung und Material nicht alles ist. Man brauch auch die entsprechenden Fähigkeiten. Und wenn man zu viel mitnimmt, kann man sich teilweise auch einschränken. Aber lieber mit zu viel Material abbrechen und umkehren als zu wenig Material zu haben und in unnötiges Risiko steigen. Man muss hier für sich die gesunde Mitte finden. Okay, genug Einleitung … nun zur Packliste.

Die Packliste für Mehrseillängen Felsklettern bei warmen Wetter (kein Anspruch auf Vollständigkeit!)

Das, was die Seilschaft gemeinsam trägt:

  • 2x Halbseil (länge gemäß Topo, je nach Route auch mit Einfachseil möglich)
  • Mindestens eine vorbereitete Topo von der Route (Einlaminiert, gut lesbar, evtl. ergänzende Informationen dazuschreiben)
  • 1 Satz Klemmkeile + Klemmkeilentferner (falls hilfreich oder empfohlen)
  • 10-16 Expressen (Abhängig von der Route, darunter auch mindestens 4 verlängerbare Alpin-Exen)
  • 2x Standplatzschlinge mit jeweils zwei kleinen Schraub-Karabinern (bei mir in der Regel Quad-Standplatz aus ca. 6m Aramid-Reepschnur oder 240cm Dyneema-Schlinge)

Hier die Sachen, die jeder Einzelne für sich einpackt:

  • Sonnenbrille
  • Klettergurt (bei weitem Zustieg ggf. ein leichtes Modell)
  • Kletterhelm
  • Kletterschuhe (Je nach Route enger oder nicht, außer man klettert in Zustieg- oder Bergschuhen)
  • Sicherungsgerät passend zum Seil: Bei mir in der Regel ein Alpiner Tube (dynamisches Sichern, komfortables Sichern eines oder zweier Nachsteiger, gut fürs Abseilen an zwei Strängen)
  • Großer HMS Karabiner mit rundem Querschnitt (Als Sicherungskarabiner in Verbindung mit Tube. Runder Querschnitt sorgt für leichteres Sichern im Nachstieg-Modus)
  • Kleiner Schraub-Karabiner (zum Einhängen des Tubers im Nachstieg-Modus, beim Sichern des Vorsteigers als Dummy-Runner im Stand und beim Abseilen für den Kurzprusik)
  • Eine 120cm Rundschlinge mit Schnapper (Beim Abseilen als Abseilverlängerung oder als lange Exe, zum Basteln, köpfeln oder zum zwischensichern an Bäumen)
  • Eine 180cm Rundschlinge mit Schraubkarabiner (als Reservematerial zum Basteln)
  • Mindestens ein zusätzlicher HMS Karabiner als Reserve (ggf. leichtes Modell)
  • Karabiner für Selbstsicherung mit Mastwurf (AustriAlpin Fifty:Fifty, alternativ eine Selbstsicherungsschlinge mit Karabiner)
  • Ein zusätzlicher Schnapper (Falls die Exen leer sind, ich aber einen Standplatz mit drei Fixpunkten bauen muss)
  • Schraubglied aus Stahl (optional, für Notablassen oder zum verbessern eines Abseilstandes)
  • Kurzprusik (als Backup beim Abseilen und Ablassen sowie als Material für mögliche Rettungen)
  • Chalk Bag mit Chalk
  • Aufgeladenes Handy (für Notrufe)
  • Erste-Hilfe Set

Für lange Routen und Routen mit Abstieg

Je nachdem, wie lang die Route, der Zustieg und der Abstieg ist, kann noch zusätzliche Ausrüstung dazukommen.

  • Kleiner Rucksack (oder nur einen Rucksack für den Nachsteiger)
  • Kopflampe (auch wenn das Klettern/Absteigen bei Dunkelheit nicht geplant ist!)
  • Trinkblase mit Wasser
  • Isotonisches Getränkepulver
  • Snacks
  • Toilettenpapier
  • Trekkingstöcke
  • Zustiegschuhe (Bei Routen ohne Fuß-Abstieg macht man am Einstieg evtl. ein Rucksack-Depot und lässt die Zustiegschuhe unten)
  • Windjacke
  • Sonnencreme (am besten schon vor dem Aufbrechen auftragen, dass sie schon einziehen kann)
  • Regenjacke (primär für Zu- oder Abstieg)

Für alpines Gelände

Wenn das Gelände alpin ist, kann je nach Route und Umgebung auch noch folgendes für die Seilschaft von Interesse sein. Das sagt einem aber in der Regel die eigene Erfahrung oder der Kletterführer.

  • Schlaghaken (wenn mit Hammer geklettert wird)
  • Mobile Sicherungsmittel (Keile, Friends, …)
  • Ersatz-Kopflampe (kleine Notfall-Kopflampe, falls die andere leer/kaputt sein sollte)
  • Köpfelschlingen
  • Rundschlingen für Sanduhren
  • 2m oder mehr Reepschnur (zum ausbessern von Abseil-Ständen, bleibt dann zurück)
  • Messer
  • Karte der Umgebung (Für Zu- und Abstieg)
  • GPS Gerät (Für Zu- und Abstieg)
  • Gletscher-Ausrüstung (falls Zustieg über Gletscher)

Schlusswort

Mit jeder Tour sammelt man mehr und mehr Erfahrung. Aber nicht jeder erfahrene Bergsteiger hat eine umfangreiche Ausrüstung. Auch ist die Sicherungstechnik und der Materialansatz von erfahrenen Bergsteigern nicht immer mit dem größten Fokus auf Sicherheit am Berg. Vom Klettern ohne Helm bis hin zum Klettern ohne Notrufmittel (Handy) sieht man auch bei „alten Hasen“ viele wilde Sachen. Das Risiko muss natürlich jeder für sich selber bewerten, aber gesund ist es, alles selber zu durchdenken und zu prüfen, was man gesagt bekommt und sieht. Hirn benutzen und vorsichtig sein! Immerhin geht es um körperliche Unversehrtheit und in manchen Fällen ums Leben. Vor allem anfangs nicht zu scheu sein auch einen Kurs bei befähigten Bergführern zu machen oder gar eine geführte Tour zu buchen. Man kann viel mehr lernen oder falsch machen, als man am Anfang denkt.

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