
NIR Tarnung – Multicam und Flecktarn im Vergleich
In einer Welt mit Thermalgeräten ist auch die Tarnung im nahen Infrarotbereich (NIR) immer noch eine nicht zu unterschätzende Grundlage für eine gute Tarnung. In vielen Situationen sind Bewegungen, Licht- und Geräuschdisziplin jedoch ausschlaggebender als die NIR-Tarnung. Da sich um das Thema NIR-Compliance jedoch viele Mythen tummeln habe ich mal Multicam und Flecktarn verglichen. Den Tarneffekt fürs bloße Auge wird hier vollständig vernachlässigt.
Unterschiedliche Spezifikation
Tarnmuster werden definiert, dass sie nach jedem Druckvorgang gleich aussehen und nachvollziehbar ist, wie die Muster aussehen sollen. Für den 5 Farben-Tarndruck der Bundeswehr (Ugs. Flecktarn) sind die Farben und Remissionswerte für den IR-Bereich in der technischen Lieferbedinungung TL 8305-0290 genau definiert und für Multicam konnte ich nach einiger Recherche eine Spezifikation im Kontext einer Ausschreibung finden, in der die NIR Reflexionswerte ebenfalls definiert werden. Werte für die Wellenlängen werden bei Flecktarn von 450nm bis 1250nm und für Multicam nur von 600nm bis 860nm definiert. Flecktarn rutscht daher mit in den SWIR Bereich rein. Je nach Wellenlänge sind unterschiedliche Werte in % definiert. Zur Einfachheit beschränke ich mich hier auf um die 850nm. Bei Multicam lässt sich der geringere Kontrast bereits an den Zahlen erkennen: Für Dunkelgrün und Dunkelbraun sind bei 840nm 21-39% angegeben. Bei Flecktarn wird für das Schwarz bei 850nm 6-15% angegeben. Die hellste Farbe bei den gleichen Wellenlängen bei Multicam Cream und Tan mit 46-66% und bei Flecktarn das Hellgrün mit 60-76%. Nun genug zur Theorie …
Vergleich durch ein Nachtsichtgerät
Act in Black war so nett mir ein Nachtsichtgerät mit einer Photonis 4G 2400FOM Röhre für diesen Vergleich zu stellen. Hier zuerst ein Vergleich nachts im Schatten an einer Buschreihe ohne zusätzliche Beleuchtung. In der Mitte die Jacke ist Oliv und ohne IRR Farben.
Nun habe ich meine Surefire Taschenlampe auf Infrarot gestellt und ein Stück neben mich geleuchtet. In der Mitte die Jacke ohne IR-Ausstattung dient zur Referenz.
Wenn man nun ein Stück entfernt ist, dann verschwimmt man schon etwas mehr mit der Umgebung. Hier Fotos von zwei Positionen ohne IR-Beleuchtung. Man sieht, dass die schwarzen Flecken im Flecktarn schon auffällig dunkel sind. Jedoch sind die Schatten der Arme bei der Multicam-Jacke auch nicht unbedingt unauffällig.
Nun die gleichen Positionen, aber im Lichtkegel der IR-Lampe. Wenn man direkt im Spotlight steht, ist natürlich alles hell. Jedoch kann der Kontrast im Flecktarn-Muster hier bisschen was rausholen.
Hier auch vor einer Waldkante, durch die jedoch etwas Licht scheint.
Nun mal ab in den Wald, dass überhaupt etwas grüne Vegetation im Bild ist. Hier wieder mit direktem IR-Licht und in der Mitte ein komplettes Outfit ohne IRR Farben. Hier helfen die dunklen Flecken im Flecktarn etwas Tiefe zu schaffen.
Wald mit indirektem IR-Licht
Jetzt im Herbst hängen an den Bäumen kaum Blätter und daher ist die Umgebung zu der Zeit deutlich dunkler. Denn Blätter sind im NIR sehr hell. Daher bin ich in einen Nadelwald. Dort war es wegen dem niedrigen Mond so dunkel, dass ich für etwas Beleuchtung die IR-Taschenlampe in den Himmel gerichtet habe, um etwas mehr Licht zu haben. Hier zuerst ein Vergleich noch mal mit Bekleidung, die komplett nicht als IRR-Sicher verkauft wird.
Direkt vor einem Baum wird wieder klar, dass der Hintergrund und die Position viel ausmacht.
Fazit
Dass das helle Multicam Original Tarnmuster sehr hell ist und in den deutschen Wäldern daher eher auffällig, lasse ich hier mal außen vor. Für Flecktarn gibt es die recht strenge TL, die die Farben auf den mitteleuropäischen Nadelwald ausgelegt hat – Daher hat man bei Flecktarn immer einen hohen Kontrast. Diesen Kontrast sucht man bei Multicam oft vergebens. Jedoch ist das Schwarzbraun im Flecktarn so dunkel, dass es manchmal fast etwas verdächtig aussieht. Jedoch hilft der dunkle Kontrast dabei Schattenwurf durch Gliedmaßen und Ausrüstung etwas aufzubrechen.
Natürlich lässt dieser kleine Vergleich hier keine abschließende Beurteilung zu. Tarnung ist immer abhängig von der Umgebung und ein Muster ist nicht unbedingt inherent besser als ein anderes. Meine Meinung nach hat Flecktarn hier in diesem Test jedoch deutlich besser abgeschlossen.