Hält ein T-Anker in Erde?

Wenn man sich mal abseilen muss, aber kein geeigneter Felsen und kein Baum oder Strauch greifbar ist, kann man im Schnee einen T-Anker bauen. Nun habe ich mich gefragt, ob man auch in Erde einen T-Anker bauen kann: Klar kann man das! Aber hält das auch? 
Wir haben hier diesen nicht repräsentativen Feldtest gemacht, bei dem wir den Aufbau statisch belasten konnten.

Was ist ein T-Anker?

Bei einem T-Anker gräbt man ein längliches Loch und dann wird ein starrer Stiel von z.B. einem Eisgerät in diesen Schlitz gelegt. Um sich daran zu befestigen macht man eine Reepschnur oder Rundschlinge an den Stiel. Um die Zugrichtung nicht nach oben raus aus dem Schlitz zu haben, macht man noch einen mittigen schmalen Schlitz für die Rundschlinge. Nun hat man von oben gesehen ein „T“. Die Festigkeit des T-Ankers ist abhängig von der Bandschlinge/Reepschnur, dem Eisgerät-Stiel und der Qualität des Schnees oder in diesem Fall der Erde. Da eine Kette nur so schwach ist, wie das schwächste Glied, ist in der Regel das Medium, indem der Anker eingegraben ist, die limitierende Variable. Wobei das ganz dann auch zusätzlich abhängig davon ist, wie tief man gräbt und wie groß das vergrabene Objekt ist. Denn um en vergrabenes Auto aus der Erde zu ziehen wird eine 22kN Schlinge wohl nicht reichen. Für diesen Test gehe ich aber mal vom Minimum aus. Also habe ich nur zufällig einen Stock dabei und etwas zum graben. Wenn man sich einen wilden Fall ausdenkt, dann ist das Szenario mit einem eingegrabenen Wanderstock oder Stein evtl. realistischer.

Das Loch graben

Ich hatte einen Spaten dabei. Aber die Erde hier bei uns war sehr trocken und fest. Daher lies sich mit dem Spaten nur sehr mühevoll graben. Ein Eisgerät als Hacke genutzt war deutlich angenehmer.

Wir haben für den Test ein ca. 13cm tiefes Loch gegraben.

So hat man nun das schöne Loch mit der charakteristischen T-Form. Bei dem größeren haben wir so gegraben, dass der Stock bei Last die Tendenz nach Unten haben sollte.

Erster Zugversuch 3,9kN

Für diesen Versuch habe ich dieses recht dünne, aber noch nicht ganz ausgetrocknete Stöckchen hergenommen.

Das Ganze dann mit einer Reepschnur mit Mastwurf in ungefähr der Mitte in das Loch gelegt. Auf ein Eingraben haben wir verzichtet, da sich der trockene Erdaushub nicht mit Körpergewicht verdichten lässt.

Bei 3,9kN ist der Stock gebrochen und hat dann auch mittig die Erde eingedrückt und sich dann als gebrochener Stock durch die Erdschichten gezogen.

Zweiter Zugversuch 1,62kN

Den Zweiten Versuch haben wir im gleichen Loch gemacht, das Loch jedoch noch mal ein paar cm tiefer gemacht. Das Holz war diesmal komplett trocken und etwas älter. Ich habe ein unmittelbares Brechen erwartet. Aber das Holz ist erst bei 1,62kN gebrochen. Zu bedenken ist, dass das Loch und die Erde schon durch den ersten Zugversuch geschwächt waren. Und genau durch den gleichen Kanal hat sich das zweite Holz gezogen.

Fazit

Dieser kleine Feldversuch gibt nahezu keinen Aufschluss auf andere Aufbauten. Daher rate ich strengstens von der Nutzung ab! Denn Erde und Stöcke sind ein schwer zu beurteilendes Medium. Aber jetzt bei unserem konkreten Fall hätte man sich am ersten Aufbau abseilen können. Wobei da zwei unabhängige Erdanker im Kräftedreieck wünschenswerter wären. 
Ich persönlich war vor allem vom ersten Versuch überrascht. Denn das ausgesuchte Holz war nicht sonderlich vielversprechend und erstaunlich dünn.
Bei gefrorenem Erdboden ist eine höhere Haltekraft zu erwarten. In lockerem Boden wird die Haltekraft vermutlich deutlich geringer sein.
Als Hintersicherung oder sogar als Alternative könnte eine „Erdbirne“ evtl. auch noch eine Idee sein. Aber das ist dann noch mal ein anderes Thema.

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