Erfahrungen aus der Eiskletter-Saison 2022/23
Diese Saison war ich wieder ausgiebig am Eis und habe beschlossen einige Erfahrungen hier festzuhalten. Diese Erfahrungen dienen nicht als Handlungsanweisung und sollen auch keine Musterlösung fürs Eisklettern sein. Evtl. werden sich einige Eindrücke auch die nächsten Jahre ändern. Aber hier erstmal einige Erfahrungen.
Gummihandschuhe + Merinoliner
Lange bin ich mit meinen Arc’teryx Doppelhandschuhen geklettert, weil ich nur so meine Hände vor der Nässe schützen konnte. Zumindest dachte ich das. Über diverse Personen in den sozialen Medien bin ich dann auf Gummihandschuhe aufmerksam geworden. Diese lassen zwar keinen Schweiß nach außen, aber auch kein kaltes Wasser nach innen. Daher habe ich mir einige Gummihandschuhe bestellt und diese Saison ausführlich getestet. Ich bin sehr überzeugt und werde dazu einen separaten Bericht schreiben. Mein Favorit ist der Showa PVC 620 Chemikalienschutzhandschuh. Der 610er ist noch mal etwas kürzer. Diese Handschuhe sind dicht und recht robust. Mit einem Preis von 7€ auch gut günstig. Daher kann man auch mal zwei Paar kaufen, falls man mehrere Tage in Folge am Eis ist.
Für etwas Isolation sorgen dünne Merino Handschuhe. Da habe ich beim Klettern zwei Paar dabei. So kann ich bei Bedarf die Merinohandschuhe wechseln, um wieder trockene Hände zu haben.
Beim Sichern habe ich gerne den Showa Temres 282 Winterhandschuh genutzt. Hier muss man aber ganz arg darauf achten, dass man ihn nicht vollschwitzt. Denn sonst ist es mit der Wärmeleistung schnell vorbei.
Nach der Unternehmung muss man die Handschuhe unbedingt gut aufhängen. Denn durch das PVC kommt ja auch keine Feuchtigkeit nach außen. Aber die Merinoliner trocknen auch recht gut über den Tag am Körper.
Lange Eisschrauben
Letzte Saison noch dachte ich oft, dass ich am liebsten nur 13cm lange Schrauben mitführe. Denn die gehen ja zumindest in das Eis – Auch wenn es mal dünner ist.
Aber manchmal ist das Eis an der Oberfläche nicht sonderlich gut oder hat verschiedene Schichten. Ab und an merkt man erst nach 10cm, dass das Eis dort deutlich besser ist. Da ist eine 17er oder 21er Schraube dann auch für den Kopf eine größere Erleichterung.
Da verzichte ich auch gerne auf das Gewichtsersparnis der 13er. Aber natürlich dürfen bei dem teilweise dünnen Eis die 13er Eisschrauben nicht fehlen. Und früh in der Saison werde ich auch weiterhin 1-3 1cm Eisschrauben mitführen.
GPX Daten der Eisfälle
Ich war nun schon einige Saisons im Pitztal. Aber erst durch eine Unterhaltung mit anderen Eiskletterern wurde ich darauf aufmerksam, dass man im Kletterführer einen Link zum Download aller GPX Daten der Eisfälle findet. So konnte ich die Daten einfach herunterladen und die ungefähren Einstiege der Eisfälle auf meine Garmin Fenix 5 ziehen. Das macht den Zustieg aber auch schon das erkennen beim Spotten von der Straße deutlich einfacher.
Früh los
Wer früh los geht, ist evtl. vor allen anderen am Eisfall und vermeidet es warten zu müssen oder im Eisschlag zu stehen oder gar im Eisschlag zu klettern. Wir sind teilweise mit dem ersten Sonnenlicht am Einstieg mit der Kletterei gestartet. Auch wenn ich am Wochenende lieber mal ausschlafe – In diesen Fällen war es lohnen, dass wir uns sicher sein konnten, dass wir die Ersten am Eisfall sein werden.
Zwei Rucksäcke mitnehmen
Oft habe ich entweder einen 50l, 40l oder 28l Rucksack mitgenommen. Der 40er und 50er waren beim Klettern etwas störend. Beim 28l Rucksack musste ich schon beim Zustieg schauen, wie ich die Ausrüstung transportiere. Und wenn man mal etwas Ausrüstung vom Seilpartner übernehmen möchte, dann war das mit dem 28 schwer möglich. Auch der Komfort war bei Zustieg nicht der Hammer.
Daher haben wir beide diese Saison mal den Ansatz probiert, den ich auch schon im Militär oder bei längewren Touren gemacht habe: Mit großem Rucksack (50l oder mehr) zusteigen und dann am Einstieg auf einen kleinen und leichten Rucksack wechseln. Der große Rucksack bleibt dann unten. Beim Klettern hatte ich in einem 16l Rucksack dann ein paar Snacks, Erste Hilfe Material, Trinken, Gore-Tex Jacke und eine Isolationsjacke.
Nach der Kletterei konnte man ohne viel Tetris das Material wieder im großen Rucksack verstauen.
60m Seile
Wir sind auch teilweise in den vorherigen Jahren die Mehrseillängen auch mit 50er Seilen geklettert. Manche Topos lassen vermuten, dass man theoretisch auch mit 40m Seil hinkommen müsste.
Jedoch kann man mit 60m Seil viel besser schauen, dass man als Sicherer nicht im Eisschlag steht und auch wenn mal etwas nicht ganz so klappt, wie erwartet, dann hat man etwas mehr Seil um z.B. eine Latsche oder einen Baum zu erreichen, wenn man keinen Eis-Stand machen kann. Daher nutzen wir jetzt bei den Mehrseillängen auch bei Seillängen von unter 60m nur noch die 60m Seile.
Soviel dazu. Wir haben also wieder einiges gelernt und freuen uns schon auf die nächste Saison.