Babylonischer Turm über Südwestekante (4+) – Klettern Tannheimer Berge

Gemeinsam mit Louis war ich am 07. September 2023 am Babylonischen Turm in den Tannheimer Bergen, um dort über die Südwestkante auf den Gipfel zu klettern. Die Topo haben wir aus dem entsprechenden Kletterführer. Online gibt es nicht sonderlich viele Informationen und der Gipfel wird scheinbar auch nicht häufig bestiegen. Ich habe ein Video zur Tour gemacht, das ich ganz unten in diesem Beitrag verlinken werde. Ergänzend soll dieser Artikel für eine bessere Einschätzung der Bedingungen helfen. Bitte bedenken, dass Bergsport gefährlich ist und dieser Bericht soll nicht als Ersatz für eine Topo dienen! Bitte erkundige dich ausführlich und steige nur ein, wenn du dir sicher bist, dass du die Route schaffen kannst.
Die Topo haben wir aus dem Kletterführer Allgäu vom Panico Alpinverlag.

Zustieg zum Felsen

Geparkt haben wir auf dem Parkplatz Ost süd-östlich von der Ortschaft Nesselwängle / Tannheimer Berge. Von dort aus geht es über eine Brücke Richtung Ortschaft. Kurz nach dem Losgehen ist der Babylonische Turm schon am Horizont zu sehen.

Fotos von Louis, der über einen Feldweg in Richtung Babylonischer Turm zusteigt.

Dann geht es beim Haus Alpin rechts einen Feldweg hoch, der dann zu einem Wanderweg wird, durch den man hoch auf das Joch steigen kann. Achtung: Nicht direkt den ersten Weg am Bachlauf bei dem blauen Wasserhäuschen entlang: Hier wird gebeten den Durchgang zu meiden. Und wirklich zum Ziel führen die wilden Wege dort auch nicht. Alternativ kann man auch im Bogen über das Gimpelhaus zusteigen.
Oben auf dem Joch erkennt man dann auch recht gut, wo man lang muss. Wir sind rechtsumfassend aufgestiegen, um dann unterhalb vom Babylonischen Turm zu queren.

An dem Geröll-Feld unterhalb der Route sind wir über das Gras aufgestiegen. Hier kann man auch ein Rucksack-Depot einrichten. Ich habe mich jedoch dazu entschieden den Rucksack direkt am Einstieg zu deponieren. Das bedeutet dann aber etwas Umweg nach dem Abseilen.

Einstieg in die Route

Nun hat man am Einstieg direkt die beiden Varianten: Links im Bild der Einstieg in die 4+ Variante, bei der man zum Sichern im Geröll steht. Rechts im Bild der Einstieg in die leichtere 3- Variante, die leicht am unten eingebohrten Haken zu erkennen ist. Wir haben den linken Einstieg in die 4+ gewählt.

Die Seillängen und Anmerkungen

Die Schilderungen beziehen sich auf die Linie, die ich geklettert bin und sind natürlich subjektiv mit meiner Einschätzung und Erfahrung gefärbt. Andere Kletter empfinden das ggf. anders.

1. Seillänge (4+)

Einstieg war eine schöne 4+ jedoch in recht brüchigem Fels. Der erste Aufschwung war aber gut zu machen und auch von der Absicherung fürs SU, Schlaghaken und einen Bühler echt okay. Direkt nach dem ersten Aufschwung kann man ne Sanduhr fädeln. Dann ist es etwas grasig und man kann wieder eine Sanduhr fädeln und dann geht es leicht schräg nach rechts über das grasige Gelände weiter. Dann kann man schon nach dem Kamin der nächsten Seillänge Ausschau halten. Ich selber war evtl. etwas zu weit rechts und musste mich daher dann eher nach links orientieren. Direkt unter dem Kamin ist der Standplatz aus zwei Bühlerhaken.

2. Seillänge (4+)

Die Seillänge geht durch den markanten Kamin. Unten ist direkt über dem Stand der erste Haken. Dann zu Beginn des Kamins noch mal einer. Dann kann man eine Schlinge fädeln. Hier ist der Fels ganz okay. Direkt oberhalb des Kamins wird es recht steil, hier kann man ne Sanduhr fädeln und hat auch wieder nen Haken. Danach folgt etwas grasiges Gelände und der Stand ist ein dicker Ringhaken.

3. und 4. Seillänge (3)

Hier kann man nun vom Stand aus überlegen, ob man links rüber quert über 2er Gelände. Oder erst etwas links geht und dann rechts die direkte Variante mit Schwierigkeit 3. Wie haben uns für die direkte Variante entschieden. Also bin ich erst durchs leichte Gelände etwas aufgestiegen. Dann sieht man links auch schon bald den Stand (2 Bühler-Haken) von der 2er Variante. Rechts müsste es dann also über das 3er Gelände hoch gehen. Hier konnte ich eine Köpfelschlinge legen. Danach hatte ich einen recht starken Runout und habe keine Placements gefunden. Das Gestein war wieder brüchig. Ich vermute, dass ich etwas zu weit rechts war. Ich hätte vermutlich näher am linken Stand die tiefere Rinne hochklettern müssen. Ich bin jedoch eine recht schwach ausgeprägte Rinne hoch, die jedoch begangen aussah. Jedoch sah es auf der Topo so aus, als müsste man sich weiter rechts halten. Dann konnte ich ein zwei Friends legen und dann weiter hoch zu einer alten Sanduhr-Schlinge. Etwas weiter oben war nun nach ingesamt ca. 50-55m ein Stand aus zwei Bühlerhaken. Hier ist auch genügend Platz um sich hinzusetzen und angenehm zu rasten.

5. Seillänge (4+)

Hier kann man nun entweder gerade hoch und macht eine UIAA 5. Oder eine bisschen plattige Querung in gutem Fels nach Links (4+). Die Querung ist mit Haken akzeptabel gesichert. Danach eine Sanduhr und dann muss man schauen, was man findet.

Danach 3er Gelände weiter nach Links. Aber nach nur insgesamt ca. 30 Meter ist man schon am nächsten gebohrten Stand, der etwas ausgesetzt ist.

6. Seillänge (3+)

Direkt am Stand nach oben. Dort gibt es einen Bühlerhaken, an dem man erst noch gerade hoch geht. Hier ein Bild mit Blick auf den Stand und die Seillänge.

Dann für die 3+ eher rechts halten zu einem gut erkennbaren Bühlerhaken. Gerade hoch geht auch eine 5+. Rechts bei der 3+ folgt nun eine etwas knifflige kurze Querung mit recht gutem Fels. Dann wieder hoch zu einer Sanduhr. Nun weiter eher nach rechts hin zu grasigem Gelände. Direkt darüber ist der Stand aus zwei Bühlerhaken. Ich habe hier verlängert und bin weiter.

7. Seillänge (4)

Ich habe die letzte Seillänge direkt an die 6. gehängt. Hatte dann aber noch mehr Seilreibung als erwartet. Daher rate ich eher davon ab, die beiden zusammenzuhängen. Die Seillänge geht am Stand erst etwas runter und dann den markanten Kamin hoch. Hier ist auch direkt wieder ein Haken. Danach im Kamin ist links die Seite aus recht gutem Fels und rechts ist es brüchig. Aber man kommt da recht gut hoch. Dann hält man sich eher etwas links anstatt dem Kamin nach rechts zu folgen. Hier findet man auch wieder einen Haken. Dann geht es das letzte Stück durch eine Rinne mit Geröll nach oben. Oben auf dem Gipfel konnten wir keinen gebohrten Stand finden. Ich habe zwei Zackenschlingen gelegt und zu einem akzeptablen Stand verbunden.

Abseilen und Abstieg

Um an die Abseilpiste zu kommen, muss man am Ausstieg nach rechts Richtung Scharte. Dort über einen kurzen ausgesetzten Grat.

Dann sieht man schon links Begehungsspuren. Hier ist dann hinter einem Felsen ein Abseilstand an dem man in die Scharte zum Gipfelbuch abseilen kann. Rechts davon hat man einen Gebohrten Abseilstand, der mit Kette verbunden ist.

Von dem aus geht es ca. 45m runter in die Scharte zum nächsten Abseilstand. Dann seilt man sich noch mal ab und kommt zu einem gebohrten Stand über grasigem Gelände, das man auch schon absteigen könnte. Hier haben wir uns aber für die komfortablere Variante entschieden und haben uns den Hang abgeseilt. Man folgt der Rinne nach unten und kommt dann über die Wiese wieder runter auf den Weg, der unterhalb der Felswand quert. Von dort aus geht es so zurück zum Auto, wie man auch hoch kommt.

Zusammenfassung

Wir sind nicht die Schnellsten und haben uns keinen Stress gemacht. Geklettert sind wir besonders besonnen, bewusst und vorsichtig. Hier mal die groben Zeiten.

Zustieg: ca. 2,5 bis 3 Stunden
Kletterzeit: 3 bis 4,5 Stunden (inkl. rasten und abseilen, stark abhängig von der Geschwindigkeit als Seilschaft)
Abstieg: 2-3 Stunden (je nach Knie und Restausdauer)

Absicherung: Bis auf ganz oben sind alle Stände gebohrt. In der Route die Absicherung mit Haken ist akzeptabel, jedoch teils sehr weite Abstände! Keine Plaisir-Route! Mobile Sicherungsmittel sind notwendig, aber viele mögliche Stellen für sichere Placements gibt es nicht. Mit viel alpine Erfahrung findet man aber wohlmöglich mehr geeignete Platzierungen als ich.
Steinschlaggefahr: Hoch!
Ausrüstung (unvollständige Auflistung!): Friends (benutzt haben wir: 1×0.5, 2x 0.75, 1×1.0, 1×2.0) möglicherweise hätte man in anderen Linien oder in manchen der Löcher noch weitere (fragwürdige?) Placements finden können, aber hier hätte ich mir teils gewünscht meine Tricams mit dabei zu haben. 2 Sanduhr-Schlingen und min. 2 Köpfelschlingen. Klemmkeile haben wir keine gelegt, da sich keine Stelle angeboten hat, an der nicht auch ein Friend ging. 60m Halbseile waren super für den kleinen Versteiger. Exen und alles andere kann man nach Erfahrung und eigener Einschätzung einpacken.
Wegfindung: Im einfachen Gelände der 3. Seillänge etwas schwierig. Sonst echt okay.

Schlusswort:
Eine recht alpine Route in wechselhaftem Fels. Keine Empfehlung für Plaisir-Fans und Anfänger. Der Fels ist größtenteils griffig, aber immer wieder brüchig. Es hängen und liegen auch recht große Brocken drin. Bei der länge des Zustieges gibt es sicherlich andere Routen, die genießbarer sind. Jedoch überzeugt der Babylonische Turm durch seine „Unbekanntheit“ und durch den wenigen Verkehr, den man in der Route hat. Unten sind recht viele Wanderer, aber bestiegen wird der Gipfel auch laut Gipfelbuch wohl recht wenig. Eine besondere Empfehlung würde ich der Route dennoch nicht zusprechen. Ob ich sie noch mal machen würde, kann ich nicht wirklich sagen.

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